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Nemetschek: Auf dem Weg zur Umsatzmilliarde

Vorstandssprecher Patrik Heider im Gespräch


Haar, 29. April 2019 - „Ich bin gerne an der Börse“, sagte Wirecard-CEO Markus Braun bei unserem Besuch auf der Bilanzpressekonferenz in München - trotz der vergangenen Wochen, die aufgrund der Attacken der Financial Times durchaus turbulent waren. Neu sind derartige Angriffe für Braun allerdings nicht. Seit dem Jahr 2008 muss sich Wirecard immer wieder mit verschiedenen Angriffen und Vorwürfen auseinandersetzen. Bisher ist Wirecard jedoch aus diesen Situationen immer wieder gestärkt hervorgegangen.

Die starke Börsenstory wird durch hohe Wachstumsraten unterlegt. Für das Jahr 2019 stellt Nemetschek-Vorstandssprecher Patrik Heider ein Umsatzwachstum von 17 bis 19 % in Aussicht. Das entspricht einem Wachstum des Umsatzes auf 540 bis 550 Mio. Euro. Die Münchner sind in einem sehr attraktiven Markt unterwegs. Nemetschek ist im Bereich der AEC-Industrie aktiv (Architecture, Engineering, Construction). Mit der Bauwerksdatenmodellierung oder kurz BIM wird eine Methodik eingesetzt, welche die Planung und Umsetzung von vielen Großprojekten massiv vereinfacht. Ab dem Jahr 2020 schreibt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Umsetzung einer EU-Richtlinie die Nutzung von BIM als Kriterium bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in Deutschland verbindlich vor. Mit der 3D-BIM werden zudem 2D-Lösungen nach und nach abgelöst. „Unser adressierbarer Markt zeigt pro Jahr niedrige zweistellige Wachstumsraten. Wir wachsen ebenfalls pro Jahr deutlich zweistellig und sind auch in 2019 schon sehr gut gestartet“, sagt Heider im Gespräch mit der Vorstandswoche. Der weltweite AEC-Markt soll seit 2015 bis 2021 auf ein Volumen von 4.2 auf 8 Mrd. Euro wachsen. Im Bereich BIM soll sich das Wachstum von 2.5 auf 6 Mrd. Euro erhöhen. „Im AEC-Bereich adressieren wir heute ein Volumen von über 5 Mrd. Euro“, so Heider. Nemetschek unterteilt das Geschäft in die Bereiche

 

Bauen, Planen, Nutzen sowie Media & Entertainment. Die Bereiche Bauen und Planen bilden den AEC-Markt ab. Nutzen adressiert ein Markvolumen von mehr als 10 Mrd. Euro und Media & Entertainment hat ein Marktvolumen von ca. 1 Mrd. Euro. In den beiden letzten Einheiten hat sich das Unternehmen jüngst über Akquisitionen erheblich gestärkt und baut neben Bauen und Planen nunmehr 2 weitere starke Segmente auf. „Wir sind mit unserer Strategie inzwischen nahezu perfekt aufgestellt und in Bezug auf die 6. Dimension bei BIM komplett. Wir decken den gesamten Workflow im Bau- und Infrastrukturmarkt ab und können den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden abbilden. Nemetschek ist weltweit der einzige Softwareanbieter, der dies in der Form abbilden kann. Die Digitalisierung und erhöhte Wertschöpfung treibt unser Geschäft stark voran“, so Heider. Mit dieser Diversifizierung, die sich mit insgesamt 16 Marken unter dem Dach von Nemetschek befindet, sieht der Vorstand das Unternehmen auch gegen konjunkturelle Schwankungen besser abgesichert. „Derzeit sehen wir noch überhaupt keine Abschwächung der Nachfrage. Sollte das aber irgendwann einmal kommen, sind wir heute bestens darauf vorbereitet.“ Perspektivisch ist die Umsatzmilliarde das nächste Ziel. „Ich möchte das ungern schon heute als Ziel nennen. Früher oder später wird es aber passieren, dass wir diese Marke erreichen. Wir werden sie aufgrund unseres adressierbaren Marktes gar nicht stoppen können“, erklärt Heider.

 

Bei den EBITDA-Margen will Nemetschek weiterhin mit Niveaus zwischen 25 und 27 % operieren. „Um ein deutlich zweistelliges Wachstum jedes Jahr zu erreichen, müssen wir etwas Geld in die Hand nehmen. Wenn wir in der Region zwischen 8 bis 10 % wachsen, dann können wir schnell Margen von 30 % erreichen. Aber unser Fokus liegt für die nächsten Jahre auf starkem Wachstum.“ Nemetschek wächst in allen Regionen. Sehr stark im wichtigsten Markt: USA. Dort gelingt es den Münchnern weiterhin, Autodesk Marktanteile abzunehmen. Auch in Europa ist das Wachstum erfreulich. Die Vorgabe, nach BIM-Methodik zu bauen, die in Deutschland ab 2020 greifen wird, wird zu keiner Sonderkonjunktur bei Nemetschek führen. „Wir haben dies in unseren Annahmen bereits antizipiert. Es unterstützt unsere Erwartungen für die Zukunft.“ Prozentual kann Nemetschek in Asien am schnellsten wachsen. Das Niveau ist natürlich noch vergleichsweise gering. Das könnte sich aber bald ändern. China ist für Nemetschek ein sehr spannender Markt. Sollte sich China für den BIM-Standard öffnen, könnte sich das Wachstum in Asien für Nemetschek beschleunigen. Bisher ist der Markt in China noch von vielen 2D-Anbietern geprägt. 3D-BIM-Anbieter sind bislang noch selten, was möglicherweise die Zurückhaltung der Chinesen bei der BIM- Methodik erklärt. Aufzuhalten ist BIM in China aber sicherlich nicht.

 

Strategisch will Nemetschek weiterhin auch über Zukäufe wachsen. „Wir haben immer 6 bis 8 Firmen in der engeren Wahl.“ Gut möglich, dass auch mal ein Unternehmen dabei ist, welches bereits einen Umsatz von etwa 50 Mio. Euro macht. „Ein größeres Target befindet sich durchaus auf unserer Liste.“ Aktuell sieht Heider die Firepower bei einem Volumen von etwa 250 Mio. Euro. „Das reicht erst einmal aus.“

 

Vorstandswoche-Dauerfavorit Nemetschek entwickelt sich fantastisch. Nicht nur an der Börse, sondern auch operativ! Wir bleiben dabei: Kursrücksetzer, insbesondere wie im Dezember 2018, sind Kaufkurse.