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Siltronic: Was verdient der Wafer-Hersteller in 2020?

Der Hersteller für Wafer aus Reinstsilizium hat im 3. Quartal die Umsatz- und Margenerwartungen erreicht und die bereits reduzierte Prognose für das Gesamtjahr bekräftigt. Das ist die gute Nachricht. Nach 9 Monaten lag der Umsatz um knapp 10 % unter dem Vorjahresniveau bei 966 Mio. Euro aufgrund der geringeren Anzahl an  abgesetzten Waferflächen. Betroffen von dem Nachfragerückgang waren alle Wafer-größen. Profitiert hat Siltronic von der anhaltenden Stärke des US-Dollars. 

Siltronic erzielt den größten Umsatzanteil in US-Dollar. Der Euro war in den ersten 9 Monaten 2019 gegenüber dem US-Dollar mit durchschnittlich 1.12 rund 6 % schwächer als in den ersten 9 Monaten des Vorjahres (1.19). Dies führte gegenüber den ersten 3 Quartalen des Vorjahres zu einem höheren Durchschnittserlös. Der positive Wechselkurseffekt des US-Dollars konnte den Effekt aus der rückläufigen Waferfläche aber nur teilweise kompensieren. Aufgrund der rückläufigen Absatzzahlen und höherer Energiekosten wurde in den ersten 3 Quartalen 2019 ein im Vergleich zum Vorjahr niedrigeres EBITDA von knapp 319 Mio. Euro erzielt nach gut 430 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Die EBITDA-Marge beläuft sich in diesem Jahr nun auf 33 % nach 40 % im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Im selben Zeitraum sank das EBIT von 359 Mio. Euro auf 242 Mio. Euro. Die EBIT-Marge liegt nach den ersten 3 Quartalen bei 25 %. 

 

Für das Schlussquartal rechnet Siltronic-CEO Christoph von Plotho aufgrund der Saisonalität mit einem Waferabsatz, der deutlich unter dem Niveau des 3. Quartals 2019 liegen wird. Er erwartet, dass Umsatz und EBITDA-Marge eher in der unteren Hälfte der Prognosebandbreite liegen werden. Der Umsatz in 2019 wird daher um bis zu 15 % unter dem Niveau des Vorjahres liegen bei einer EBITDA-Marge von rund 30 %. Daraus errechnet sich für 2019 ein Umsatz von 1.24 Mio. Euro und ein EBITDA von rund über 370 Mio. Euro. Netto sollen zwischen 210 und 220 Mio. Euro in der Kasse klingeln oder mindestens 7 Euro Gewinn je Aktie. Auf dieser Basis wird das Unternehmen voraussichtlich eine Dividende von ca. 3 Euro je Aktie auszahlen. 

 

In einer Telefonkonferenz zu den Neunmonatszahlen zeigte sich von Plotho hinsichtlich der weiteren Entwicklung von Siltronic zurückhaltend. Er erwartet weiterhin keine Erholung der Geschäfte. Das Marktumfeld wird schwierig bleiben. Der Firmenchef prognostiziert zudem einen schwachen Jahresauftakt ins Jahr 2020. Eine Prognose für das nächste Jahr wollte er auf Nachfrage natürlich nicht geben. Dafür ist die Visibilität viel zu gering bzw. gar nicht erst vorhanden. Allerdings ist von Plotho auch kein Hellseher, der in die Zukunft blicken kann. Beispielsweise war Siltronic zum Ende des Jahres 2018 voll ausgelastet, und die damaligen Kapazitäten waren für 2019 bereits verkauft. Der CEO ging einst von einer guten Basis für 2019 aus und erwartete ein durchaus vernünftiges Jahr, wobei der Firmenchef uns bereits im Dezember in einem Hintergrundgespräch auf makroökonomische bzw. politische Risiken hingewiesen hatte, die sich auf das Geschäft auswirken könnten. Es kann also durchaus sein, dass von Plotho nunmehr zu vorsichtig ist und die Erholung im Halbleitergeschäft schneller geht als von vielen Playern erwartet.

 

Das ist die positive Sichtweise. In diesem Fall könnte Siltronic bereits ab dem Q2 2020 wieder deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Aber auch ein negatives Szenario ist für das nächste Jahr durchaus denkbar, weshalb die Analystenerwartungen für den Gewinn in 2020 noch zu hoch sein dürften. Siltronic hat 2019 an Volumen verloren. Aber die Preise waren exzellent und bewegten sich auf einem starken Niveau. Der durchschnittliche Verkaufspreis der Wafer hatte sich 2018 quartalsweise stark entwickelt, und dies setzte sich auch noch in den ersten Monaten des Jahres 2019 fort. Der Trend endete aber jüngst, laut dem CEO spürt das Unternehmen nunmehr erstmals wieder leichten Druck auf die Preise. Setzt sich das fort, dann wird sich das EPS in 2020 nochmals wesentlich gegenüber 2019 verschlechtern. Sollte sich zudem das Volumen nicht erholen, wird 2020 ein gruseliges Jahr für die Münchner.

 

Insgesamt sehen wir das Unternehmen aber weiterhin gut positioniert, auch wenn der Markt in den nächsten 1 bis 2 Quartalen nochmals sehr herausfordernd werden wird. Die globale Nachfrage für Wafer wird langfristig weiter wachsen, und irgendwann wird Siltronic wieder neue Rekorde einfahren. Treiber ist die Digitalisierung, Big Data, Elektromobilität und Künstliche Intelligenz. Spätestens dann, wenn die globalen Kapazitäten aller Wafer-Player wieder zu einem Engpass führen. Siltronic wird die ohnehin geplante Kapazitätserweiterung noch finalisieren und dann abwarten, wie sich die Märkte entwickeln werden. 2020 wird sich Capex gegenüber 2020 signifikant reduzieren. Von Greenfield-Investments redet übrigens keiner der Player in der Branche mehr.

 

Langfristig sehen wir die Aktie weiterhin positiv. Mit Blick auf 2020, aufgrund der Preisentwicklung der Verkaufspreise und unsicherem Volumen, erscheint uns die jüngste Erholung der Aktie aber doch etwas verfrüht. Unsere Kaufempfehlungen in diesem Jahr bei Kursen zwischen 65 und 75 Euro haben sich bezahlt gemacht. Kurzfristig orientierte Anleger nehmen auch einmal einen Gewinn mit.