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Aurelius: Going Private eine Option?

Dirk Markus, CEO von Aurelius, hält die Schlagzahl der Verkäufe aus  dem Portfolio unverändert hoch. Jüngst präsentierte er seinen Aktionären die Veräußerung der GHotel-Gruppe für 63 Mio. Euro an Art-Invest Real Estate. Für 2020 resultiert ein positiver Ergebniseffekt von gut 50 Mio. Euro. Der liquiditätswirksame Gesamterlös beläuft sich auf rund 73 Mio. Euro. GHotel gehörte seit 2006 zur Aurelius-Gruppe und war damit auch eine Beteiligung, die Markus etwas länger als üblich im Portfolio hatte. Der Kaufpreis lag einst übrigens bei 1 Euro. Über die Jahre hinweg wurden knapp 7 Mio. Euro Eigenmittel in das Wachstum von GHotel investiert. Bereits vor Jahren wurden die Hotelimmobilien für 28 Mio. Euro verkauft. „Insgesamt hatten wir bei GHotel 1 Euro investiert und über die Laufzeit einen Betrag von über 100 Mio. Euro realisiert. Das war natürlich ein großartiger Deal für uns“, so Markus im Gespräch mit der Vorstandswoche. Zuvor wurde im Oktober 2019 Scandinavian Cosmetics Group an Accent Equity verkauft. Der Verkaufspreis lag bei über 55 Mio. Euro.

Highlight im Geschäftsjahr 2019 war aber der Verkauf der Solidus Solutions zu einem Verkaufspreis von 330 Mio. Euro. Das war bisher der größte Unternehmensverkauf in der Geschichte von Aurelius. Auf das investierte Kapital erzielte der CEO sage und schreibe 16 Mal Geld in einem Zeitraum von rund 4 Jahren. Der Ergebniseffekt wird sich in 2019 auf mehr als 100 Mio. Euro belaufen. Insgesamt wird das Unternehmen das Jahr 2019 mit einem ordentlichen Zahlenwerk abschließen, was natürlich stark vom Verkauf der Solidus geprägt sein wird. Das operative EBITDA aufsummiert aus den Beteiligungen der Gruppe wird trotz der Veräußerungen weiterhin bei über 100 Mio. Euro liegen.

 

Schon recht lange im Portfolio befindet sich die Mehrheitsbeteiligung an HanseYachts. Es ist kein großes Geheimnis an der Börse, dass Markus zumindest einen Teilverkauf der Aktien prüft. „Wir haben aber keine Eile und wir haben nichts zu verschenken. Wenn der Preis unattraktiv ist, bleiben wir investiert.“ Auch in 2020 ist mit weiteren Verkäufen zu rechnen. Ein Exit wie beispielsweise bei Solidus gelingt aber selbst Markus nicht jedes Jahr. Die bisher größte Übernahme für Aurelius war Office Depot Europe mit einem Umsatz von rund 1.6 Mrd. Euro. In Office Depot Europe schlummerte einst das Potenzial, ein EBITDA von bis zu 80 Mio. Euro zu erzielen. Das wird allerdings nicht gelingen. In 2019 wurde das Mittel- und Osteuropageschäft von Office Depot Europe verkauft. Inzwischen erzielt die Einheit einen Umsatz von etwas weniger als 1 Mrd. Euro sowie ein EBITDA im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. „Office Depot Europe ist eine Herausforderung. Über den Zeitraum werden wir damit aber sehr gutes Geld verdienen, auch wenn wir nicht in einem Block verkaufen werden.“ Zum Vergleich: Staples Europe wurde an Cerberus Capital verkauft und wird radikal in Einzelteile zerlegt.

 

In Zeiten von negativen Zinsen und in einem Markt, der tonnenweise mit Geld überflutet wird und Private Equity fast keine Grenzen kennt, stellt sich immer wieder die Frage ob das bisherige Geschäftsmodell von Aurelius in dieser Phase noch funktioniert. „Unser Geschäftsmodell wird solange gut funktionieren, solange es Großkonzerne gibt. Den klassischen Deal für 1 Euro oder Transaktionen mit einer hohen Mitgift gibt’s in der Tat in der bisherigen Form nicht mehr. Uns ist es inzwischen aber lieber, wenn wir beispielhaft ein Unternehmen mit einem EBITDA von 2 Mio. Euro kaufen und das Ergebnis auf 20 Mio. Euro steigern. Hier ist das Multiple für uns höher anstatt eine Firma mit einem Verlust von 20 Mio. Euro und einer hohen Mitgift zu übernehmen“, erklärt der CEO. Die letzten Käufe von Aurelius beweisen, dass das Modell weiterhin funktioniert. Der Kauf von Distrelec und Nedis von der Schweizer Dätwyler Group ist ein klassischer Aurelius Deal. Beide Einheiten erzielen mehr als 275 Mio. Euro Umsatz und erzielen kumuliert ein leicht positives EBITDA. Bezahlt wurden 24 Mio. Euro, wobei davon 15 Mio. Euro Cash gekauft wurden und Working Capital von mehr als 100 Mio. Euro. Distrelec ist bereits mit einem EBITDA von 8 Mio. Euro positiv, während Nedis noch negativ wirtschaftet. Im Konzern von Dätwyler wurden auf diese Geschäfte Abschreibungen von 630 Mio. Euro vorgenommen. Gekauft wurde in 2019 zudem ZIM Flugsitze, die bei einem Umsatz von 55 Mio. Euro eine EBITDA-Marge von 10 % einfahren, die noch ausbaufähig ist. Für einen Anteil von 88 % hat Aurelius 16 Mio. Euro bezahlt. Mit MPRO/Youbuild wurde ein Umsatz von 100 Mio. Euro gekauft bei einem positiven EBITDA und für einen überschaubaren Kaufpreis. Ebenfalls zugeschlagen hat Aurelius bei Armstrong Ceiling Solution, für welche die Knauf Gruppe in 2019 eine schnelle Lösung suchte. Zudem kaufte Markus in 2019 Rivus Fleet Solutions von der BT Group in UK. Die Einheit erzielt einen Umsatz von 220 Mio. Euro bei einem positiven EBITDA. Der Kaufpreis war niedrig; ist aber an Earn-out Vereinbarungen gekoppelt.

 

Zum Jahresende 2019 hortet Aurelius Barbestände von mehr als 400 Mio. Euro. Davon sind ca. 150 Mio. Euro den operativen Gesellschaften zuzuordnen. Spannend ist natürlich die Frage nach der Dividende für 2019. Markus wollte sich dazu nicht äußern. In den letzten Jahren wurden Aktionäre von Aurelius mit hohen Dividenden sehr verwöhnt. In 2017 gab es 4 Euro, in 2018 5 Euro und für 2019 3 Euro. Der Exit Solidus wurde mit der Dividende in 2019 schon verarbeitet. Da es nach der Hauptversammlung im vergangenen August keine riesigen Exits mehr gab, halten wir eine Auszahlung von 3 Euro, die den Konzern rund 90 Mio. Euro kosten würde, für zu hoch. Bedenken Sie, dass eventuell Ende 2020 eine Wandelanleihe in Höhe von über 100 Mio. Euro zurückbezahlt werden muss, falls diese nicht in Aktien getauscht wird. Daher erwarten wir in 2020 eher eine Dividendenzahlung von ca. 2 Euro bis 2.50 Euro je Aktie als 3 Euro. Aber selbst eine Dividende von 2 Euro je Aktie würde einer ordentlichen Dividendenrendite von gut 5.5 % entsprechen.

 

Die Aktie von Aurelius dümpelt nunmehr seit einiger Zeit vor sich hin – mit kleineren Ausschlägen nach oben oder nach unten. Richtig glücklich mit dem Aktienkurs sind weder die Aktionäre noch Markus selbst. Aber Beteiligungsgesellschaften haben es an der Börse schon immer etwas schwerer. Die meisten Gesellschaften handeln am NAV. „Unsere gesamte Maschinerie, über den bisherigen Zeitraum konnten wir Multiples von durchschnittlich 8.5 Mal auf das eingesetzte Geld erzielen, wird gar nicht bewertet“. Die erreichten Multiples, die Markus und sein Team bei den Transaktionen erzielt, sind spitze. Hier kann kaum einer Aurelius das Wasser reichen. Um der Aktie wieder frischen Wind einzuhauchen ist es durchaus eine Überlegung wert, ob die Maschinerie nicht in einer Art Carry & Beratungsgesellschaft separiert wird, die Beteiligungen selbst bei Aurelius bleiben, damit die Stärke des Geschäftsmodells besser gezeigt werden kann. Alternativ: Analog zu Oliver Samwer mit Rocket Internet, könnte Markus auch die Option „Going Private“ prüfen. Kommentieren wollte der CEO weder die eine noch die andere Option. „Grundsätzlich schließen wir keine Option für Aurelius aus.“ Wir meinen: Auf aktuellem Kursniveau ist die Aktie preiswert zu haben und raten daher zum Kauf von Aurelius.