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Mynaric: Ein Touch „SpaceX“ in München

CEO Bulent Altan im Gespräch


Haar, 25. März 2019 - Von Los Angeles nach München. Von etablierten Strukturen in bestehenden Raumfahrtunternehmen zu einem Forschungsunternehmen ohne nennenswerte Umsätze. Von SpaceX zu Mynaric. Die in Gilching ansässige Firma hat einen neuen CEO: Bulent Altan. Bei unserem Treffen in München hatten wir natürlich die Frage im Gepäck, was Altan zu diesem Schritt bewogen hat. Altan scheint offenbar gerne den unkonventionellen Weg zu gehen.

Nach seinem Informatikstudium an der TU München und dem Besuch der Standford Universität für Luft- und Raumfahrt in USA, stand ihm die Arbeitgeberwelt im Jahr 2004 offen. Anstatt sich einen ordentlichen Gehaltsscheck in der Industrie zu sichern, heuerte Altan bei Elon Musk, der gerade SpaceX gegründet hatte, an „Meine Freunde und Familie erklärten mich für verrückt, warum ich ausgerechnet nur für die Hälfte des Gehaltes arbeiten wollte, welches ich woanders bekommen hätte.“ Nach einem Gespräch mit Musk war der Fall aber schnell klar. Der Eintritt bei SpaceX war besiegelt. Der Raketeningenieur wurde dort im Verlauf Chef der Avionik und Kontrollgruppe und danach Chefingenieur der Satellitensparte. Er war maßgeblich an der Entwicklung der Falcon-Raketen und der Dragon-Kapseln beteiligt. Insgesamt 12 Jahre diente Altan unter Musk. Anfang Januar dieses Jahres war er auf Vertreter von Mynaric gestoßen. „Ich kannte die Firma schon zuvor. Nach gut 2 Monaten war für mich dann klar, dass ich zu Mynaric gehe. Das Unternehmen hat riesiges Potenzial, zu einem großen Player in der Luft- und Raumfahrt aufzusteigen. Davon bin ich überzeugt und hat mich schließlich dazu bewegt, mit meiner Familie nach München umzuziehen“, so Altan. Generell ist er sich sicher, dass die Weltraumindustrie in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu einem Billionen-Markt aufsteigt. „Viele nehmen dies heute noch nicht ganz ernst. Aber in 10 bis 20 Jahren wird sich dies massiv ändern. Nicht umsonst arbeiten heute Chinesen und Amerikaner daran, in diesem Markt eine Vormachtstellung einzunehmen.“ Von diesen Aussichten will Altan mit Mynaric profitieren. Ein riesiges Gehalt bekommt Altan bei Mynaric übrigens nicht. Geht die Firma indes durch die Decke, profitiert er über ein attraktives Optionsmodell.

 

Wie Sie vielleicht wissen, plant Musk mit SpaceX ein Netzwerk von Satelliten zur Internetversorgung aufzubauen. Tausende Satelliten sollen dafür im All stationiert werden. Facebook beispielsweise arbeitet schon intensiv am „eigenen Anteil am eigenen Internet“. Die Amerikaner sind bereits Kunde von Mynaric und orderten in Gilching Lasterterminals sowie eine Bodenstation. Zudem gehört zum Kundenkreis ein weiteres US-Unternehmen. Es ist bekannt, dass Google beim Thema Netzwerk von Satelliten zur Internetversorgung starkes Interesse hat. Ob Google auf der Kundenliste steht, wollte Altan nicht sagen. Im Oktober des vergangenen Jahres hat Mynaric jedenfalls eine Absichtserklärung mit einem Satelliten-Konstellationsanbieter unterzeichnet, der intensiv am Aufbau einer Satellitenkonstellation im niedrigen Erdorbit arbeitet. Mehr als 300 Satelliten sind geplant. Die erste Testphase soll schon Ende dieses Jahres beginnen. Die Satelliten werden mit Laserkommunikationsterminals von Mynaric ausgestattet. 2 oder 4 solcher Terminals sind für einen Satelliten notwendig. Ein Terminal kostet gut 1 Mio. Euro. Bei größeren Stückzahlen werden sich die Stückkosten aber massiv reduzieren. Bei 1 000 Einheiten sind eher Preise von ca. 250 000 Euro pro Stück zu erwarten. „Das zeigt, dass wir ein großes Potenzial haben.“ Die Vorauswahl zum Einsatz der Produkte in den Satelliten hat Mynaric schon überstanden. Übersteht Mynaric auch die Testphase, dürften die Terminals bei diesem Kunden gesetzt sein. „Einen späteren Austausch halte ich für ausgeschlossen. Wir können bisher für unsere Produkte außer Tesat von Airbus keine Wettbewerber erkennen“, sagt Altan. Tesat bietet ebenfalls Laserkommunikationsterminals an. Allerdings sind diese Produkte eher der „Rolls- Royce“ in der Industrie. 2020 wird sich zeigen, ob die Produkte von Mynaric bei diesem Kunden tatsächlich eingesetzt werden. Die ersten großen Orders erwartet der CEO spätestens ab dem Jahr 2021. Der potenzielle Großkunde scheint schon heute von Mynaric überzeugt zu sein. Er hat sich mit 7.4 % an der Gesellschaft beteiligt und dafür gut 11 Mio. Euro investiert. Der Preis pro Aktie lag bei 55 Euro.

 

Mit den Mitteln aus der jüngsten Kapitalerhöhung ist Mynaric mit einem Barbestand von mehr als 25 Mio. Euro zunächst gut mit Cash ausgestattet. „Wir brauchen erst einmal kein weiteres Geld. Sofern eine strategische Beteiligung sinnvoll ist, schließen wir das natürlich nie aus.“ Investoren mit einem starken Fetisch für Zahlen brauchen die Berichte der Firma erst gar nicht aufschlagen. Die Umsätze werden auch 2019 überschaubar bleiben. „Die Musik spielt auf der Zahlenseite spätestens in 2 Jahren. Ich bin mir sicher, dass wir schon vorher nennenswerte Fortschritte machen werden, die unser Potenzial aufzeigen.“

 

Wir waren bei Mynaric seit dem IPO im Herbst 2017 sehr zurückhaltend. Die damaligen Erwartungen von Hauck & Aufhäuser, vor allem für 2019 und 2020, ähnelten eher einer Fahrt zum Mond als der Realität. Mit der Personalie Altan und ein wenig „Hollywood“ in München wird’s bei Mynaric nun allerdings sehr spannend. Wir nehmen die Aktie auf die Beobachtungsliste.