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Evotec: Pipeline mit riesigem Potenzial?

Mit einem Feuerwerk an News hat Evotec-CEO Werner Lanthaler das neue Jahrzehnt begrüßt. „Wir wollen die Schlagzahl hochhalten. Vielleicht nicht in der Dynamik wie im Januar. Aber mit zunehmender Größe und der wachsenden Anzahl der Projekte in einem sichtbaren Portfolio wird unser Newsflow weiter hoch bleiben. Unsere Pipeline ist jedenfalls sehr gut gefüllt und wir werden auch wichtige Fortschritte in der klinischen Entwicklung sehen“, sagt Lanthaler im Gespräch mit der Vorstandswoche.

„Zudem ist unsere operative Entwicklung einfach sehr stark. Wir sind ein nachhaltig profitables Unternehmen und haben einen langfristigen Plan, wie wir den Shareholder Value von Evotec nach und nach weiter steigern können.“ Im Januar erfolgte der offizielle Startschuss für den Bau einer Anlage für die Herstellung von Biologika für die späte klinische Entwicklung und kommerzielle Produktion in den USA über die Konzerntochter Just – Evotec Biologics. Die Anlage soll Ende 2021 in Betrieb genommen werden. Erste Umsätze aus der Anlage erwartet der CEO im Verlauf des kommenden Jahres. Für das Vorhaben dieser J.POD-Anlage konnte Evotec zudem einen ersten Kunden präsentieren. Es handelt sich hierbei um Merck & Co bzw. die Marke MSD. MSD erhält schon heute gesicherte Produktionskapazitäten der neuen Anlage und leistet eine Abschlagszahlung von 15 Mio. US-Dollar. Im Verlauf des Jahres will Lanthaler weitere Partner für die Produktion von Biologika präsentieren. Unseres Erachtens ist Amgen ein idealer Partner. „Ich bin zuversichtlich, dass wir früher oder später mit Amgen ins Geschäft kommen.“ Das Umsatzpotenzial der Anlage schätzt Lanthaler perspektivisch auf deutlich mehr als 200 Mio. Euro bei einer operativen Marge von mindestens 30 %. Schlussendlich ist das Potenzial aber davon abhängig, inwiefern Evotec die Kapazitäten für die eigenen Produkte aus Partnerprojekten benötigt. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich unsere Investition von ca. 80 Mio. US-Dollar sehr schnell auszahlen wird“, sagt Lanthaler.


Ein starkes Signal nach Hamburg hat jüngst ebenfalls einer der wichtigsten Partner von Evotec gesendet. Sie wissen, dass Celgene von Bristol-Myers Squibb (BMS) aufgekauft wurde. Die Partner beabsichtigen mit ihrer im Dezember 2016 geschlossenen Allianz, krankheitsmodifizierende Therapieoptionen für eine Vielzahl neurodegenerativer Erkrankungen zu identifizieren. Die Entscheidung, zusätzliche Zelllinien hinzuzufügen, löst eine Meilensteinzahlung von 6 Mio. US-Dollar aus. Im Zuge der Übernahme gab es durchaus den einen oder anderen Zweifler, dass Celgene unter dem Dach von BMS möglicherweise die Zusammenarbeit mit Evotec nicht fortführen könnte. „Die Meldung beweist, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Türen zu BMS sind offen.“ Weiter massiv ausgeweitet hat Lanthaler die Zusammenarbeit mit einem ebenfalls sehr bedeutenden Partner: Bayer. Beide Firmen haben eine neue strategische Allianz mit Fokus auf polyzystisches Ovarialsyndrom. Das Meilensteinpotenzial liegt bei mehr als 330 Mio. Euro. „Bayer positioniert sich in der Frauengesundheit als die Nummer 1. Das Schöne an der Sache ist, dass wir dafür ein sehr wichtiger Partner sind und am Erfolg in den nächsten Jahren massiv profitieren können“, so der CEO.


Evotec hat inzwischen eine sehr große Pipeline an Partnerprojekten, die einen Potenzialwert von mehreren Milliarden Euro haben dürfte. Aber nicht jedes Projekt wird ein Erfolg werden. Partner können Projekte aus den unterschiedlichsten Gründen beenden. Sanofi hat jüngst angekündigt, sich aus der Diabetes- und Herzkreislauf-Forschung zurückzuziehen. Evotec verfolgt ein Diabetes-Projekt mit Sanofi. „Das ist ein besonders interessantes Programm. Sollte Sanofi aussteigen, fallen die Rechte an uns kostenfrei zurück und wir könnten es neu verpartnern“, erklärt der CEO. Insgesamt arbeiteten an diesem Programm in den letzten 5 Jahren gut 40 Wissenschaftler.


Das Jahr 2019 ist für Evotec exzellent verlaufen. Den Umsatz erwarten wir bei rund 420 Mio. Euro. Das entspricht einem Plus von 15 % gegenüber dem Vorjahr. Beim EBITDA hat der CEO jüngst einen Zuwachs von mindestens 25 % in Aussicht gestellt statt zuvor um mindestens 15 %. Somit rechnen wir für 2019 mit einem EBITDA von 115 bis 120 Mio. Euro. Das Nettoergebnis wird unter dem Niveau des Jahres 2018 liegen. Das liegt vor allem an Einmaleffekten. „Wir steuern Evotec nicht primär nach Nettoergebnissen. Unser Ziel ist Wachstum und eine nachhaltige Profitabilität beim EBITDA jenseits der Marke von 100 Mio. Euro“, sagt Lanthaler. Im Jahr 2020 dürfte Evotec erneut um ca. 10 % wachsen. Sie wissen, dass bei den Hamburgern das EBITDA in diesem Jahr durch den Wegfall der Sanofi-Subvention beeinflusst wird. Hierbei handelt es um einen Betrag von 20 Mio. Euro. „Wir erwarten ein starkes Jahr und werden in 2020 unsere Ausgaben für Forschung und Entwicklung sogar noch deutlich ausweiten. Trotzdem wäre es natürlich ein toller Erfolg, wenn wir unter diesen Umständen das EBITDA aus 2019 halten können“, fasst der CEO zusammen. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass Evotec auch in 2020 ein EBITDA von etwa 115 Mio. Euro erzielen wird.


Evotec ist auf dem besten Weg, sich zu einem Plattform- und Infrastruktur-Anbieter zu etablieren, der für die Industrie systemrelevant ist. Langfristig halten wir einen Börsenwert von 10 Mrd. Euro für machbar. Unser Alt- und Dauerfavorit ist an schwachen Tagen stets ein Kauf.